Die Tücken der Typographie – was du über Webfonts unbedingt wissen musst

Ist dir schon mal aufgefallen, dass auch Buchstaben, ganz unabhängig von ihrer Größe oder Anzahl, sich in unterschiedliche Gewänder kleiden können? Es gibt schier unendlich viele Varianten bei der Schriftart, dem “Design”, eines Textes. Aber welche ist die beste für deinen Blog?

Der Unterschied zwischen Times New Roman und Arial

Zuerst einmal wird unterschieden in Serifen-Schriften und serifenlose Schriften.

Noch nie gehört? Aber bestimmt schon oft gesehen: Bei Serifen handelt es sich um jene feinen Striche, die quer zur Grundrichtung der Buchstaben verlaufen und diese gleichsam abschließen. Bereits in der Antike etablierte sich diese Form des Duktus aufgrund der erleichterten Lesbarkeit: Überfliegt man einen Text in Serifenschrift, etwa in Times New Roman, Garamond (die Schriftart von Harry Potter) oder Courier, so kann das Auge der von den Strichen gebildeten geraden Linie besser folgen.

Allerdings gilt dies nur, wenn die Schriftgröße generell nicht zu klein ist, sonst überlappen sich die Buchstaben und lassen sich nur noch schwer entziffern. Aufgrund des hohen Alters der Serifen gilt diese Schriftart als bewährt, ehrenfest und qualitativ hochwertig. Wenn du deine alten Reclam-Bücher der Literaturklassiker aus der Schule nochmal durchstöberst, wirst du feststellen, dass der Großteil davon in Serifen-Typographie abgedruckt ist.

Vor allem Unternehmen oder Druckmedien, die grundsätzlich eine höhere Auflösung aufweisen als ein Computermonitor, mit dem Anspruch, Solidität und Authentizität zu vermitteln, setzen auf diese Schriften, zum Beispiel Wikipedia, die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder die Londoner „Times“. Auch werden verschiedene kopierbare Buchstaben immer gern verwendet.

Dagegen appellieren serifenlose Schriftarten wie Arial, Franklin Gothic (siehe ADAC)und Verdana eher an Frische, Belebtheit und Modernität. Die Logos von Calvin Klein oder Linkedin sind unter anderem in diesem Stil gestaltet. Das Fehlen der Serifen erlaubt feine Variationen in anderen Bereichen; so wirken verschiedene Typographien entweder wendig oder galant, viril oder feminin.

Genau deswegen sind sie auch gut geeignet für jedweden Text, der eine gewisse individuelle Botschaft vermitteln soll: Man findet sie auf publikumswirksamen Plakaten, Flyern und sonstiger Werbung, und allgemein dann, wenn es sich insgesamt um eine größere Schriftart handelt, wie bei hervorgehobenen Überschriften. Ferner lassen sie sich, besser als Serifen-Schriften, mit Schreibschriften kombinieren.

Ästhetische Zugaben: Handschrift und Schreibschrift

Natürlich gibt es dann auch noch die freieren Typographien, die meist im Stil einer Hand- oder Schreibschrift daherkommen.

Das Aussehen vermittelt oftmals bereits ein spezifisches Gefühl und stimmt auf den folgenden Inhalt ein.

Für längere Abhandlungen und vor allem für seriöse Dokumente sind sie eher ungeeignet; als Überschriften oder Verzierungen zumeist festlicher Texte wie Einladungen machen sie durch ihre Verspieltheit jedoch einiges her.

Anhand der Wahl einer nachempfundenen Schreibschrift lässt sich viel über den Charakter einer Person herausfinden; in Blog-Beiträgen entwickelt die Verwendung einer zugedachten Handschrift daher eine ganz eigene individuelle Strahlkraft.

Trotzdem sollte man es mit den Ornamenten und Verschnörkelungen nicht übertreiben. Es muss nichts Extravagantes sein – Trends sind gewohntermaßen kurzlebig.

Die Mischung macht’s

Es spricht nichts dagegen, verschiedene Typographien miteinander zu kombinieren. Beschränke dich dabei aber auf zwei, höchstens drei; andernfalls sieht der Leser den Text vor lauter Schriftzeichen nicht mehr. Du hast ja immer noch die Möglichkeit, mit Fett, Kursiv und Unterstreichen zu hantieren. Hab ein Auge darauf, dass du aber nicht jede mit jeder mischen solltest – die Schriftarten sollten immer noch stimmig miteinander harmonieren und nicht zwei völlig gegensätzliche Strömungen verkörpern.

Schon gewusst?

Achte darauf, dass von dir benutzte Schriftarten für den Web-Gebrauch lizensiert werden müssen; über Webfonds wie „MyFonts“ kannst du dir hierzu jederzeit eine offizielle Berechtigung für ganze Schriftfamilien, auch im Abo, holen.

Es existieren auch freie Webfonts, die dir über eine sogenannte Open Source – Lizenz frei zugänglich sind (der größte, bekannteste und beliebteste Anbieter ist natürlich Google, wo du auf knapp tausend Schriften stoßen wirst). Es gibt sogar Kurse, in denen du bei Bedarf deine eigene Typographie kreieren kannst, um endgültig unnachahmlich zu werden.

Übrigens: Nicht alle Webschriften weisen sämtliche Buchstaben des deutschen Alphabets auf; das ß suchst du zum Beispiel bei einigen vergeblich. Deshalb verschaffe dir bestenfalls vorher eine Übersicht über das Repertoire an Schriftzeichen, das du benötigst.

Bedenke zudem, dass deine gewählte Schriftart auf den meisten Rechnern installiert sein muss. Recht zuverlässig sind hierbei neben den gebräuchlichen Typographien außerdem Impact und Georgia.

Wichtig zu dem Thema: Spätestens seit der DSGVO solltest du die Webfonts direkt über den Webspace einbinden. Wie das funktioniert, erfährst du hier.

Nützliche Fragen und Fazit

Es gibt kein konkretes Richtig oder Falsch beim Auswählen einer Schriftart. Mach dir infolgedessen einfach Gedanken über den „Charakter“ deines Textes. Ist deine Herangehensweise an eine bestimmte Thematik eher seriös, neutral oder locker? Willst du dem Leserpublikum eher Fakten vermitteln oder an seine Emotionen appellieren?

Dabei ist selbstverständlich das Wesen deines Blogs (die Gegenstände, die du behandelst, das Alter deiner Zielgruppe) von Bedeutung. Ist es dir wichtig, eine persönliche Note in deinem Skript unterzubringen, praktisch Wiedererkennungswert zu erlangen?

Als Übung kannst du dir ja mal die verschiedenen Logos und Slogans bekannter Hersteller vor Augen führen, deren Schriftarten zu ihrem ganz speziellen Charakteristikum geworden sind. Wenn du all diese Punkte beachtest, steht deinem selbst „designten“ Text nichts mehr im Weg!