Wann lohnt es sich nun, Produkttests zu machen?

Hier ein gratis Produkt, da eine Buchrezension und der ein oder andere Affiliate Link wäre doch auch ganz nett. Wer das Bloggen beginnt und damit irgendwann einmal Geld verdienen will, denkt noch nicht allzu sehr über diese Thematik nach. Dabei ist sie wahnsinnig komplex und voller Stolperfallen, die von hohen Nachzahlungen ans Finanzamt bis zur Abmahnung eine ziemliche Schelle sein können!

Ich merke immer wieder, dass es ein großes Unverständnis und fehlendes Wissen zur Thematik gibt, daher widme ich dem nun einen eigenen Artikel.

In den Artikeln darüber, wie Produkttests funktionieren und warum du nicht gratis kooperieren solltest, habe ich das Ganze schonmal angeschnitten!

Die Freibetragsgrenzen für Nebeneinkünfte

Immer wieder wird von sogenannten Freibetragsgrenzen gesprochen. Summen, die man im Jahr dazuverdienen darf, ohne sie steuerlich geltend machen zu müssen. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht.

Als Selbständiger darfst du grundsätzlich folgende Summen dazuverdienen:

  • Österreich: Steuerfrei sind maximal 730 € zusätzliche Einkünfte pro Kalenderjahr.
  • Deutschland: Steuerfrei sind maximal 420 € zusätzliche Einkünfte pro Kalenderjahr.

Und wir erinnern uns: Einkünfte sind Einnahmen minus Ausgaben. Du hat also zumindest zu Beginn deiner selbständigen Tätigkeit als Blogger oder Influencer die Möglichkeit, deine Grundausrüstung durch diese Einnahmen zu finanzieren, ohne also Steuern zahlen zu müssen. Außerdem kannst du die monatlichen Fixkosten für Homeoffice, Internet, Handyrechnung und anderes geltend machen. Lies dir am besten dazu auch meine Tipps durch, um legal deine Steuern zu senken. Das gilt für dich genauso, wenn du noch keine zahlen musst.

Aber diese Zahlen sagen nicht aus, dass du in jedem Fall so viel dazuverdienen kannst, ohne Steuern dafür zu bezahlen.

An das Finanzamt musst du die selbständige Tätigkeit zunächst mal bereits an dem Punkt melden, an dem du dich dazu entschließt, es zu versuchen.

Es ist nicht rechtens, erstmal ein wenig auszuprobieren und das Ganze erst anzumelden, wenn du davon leben kannst!

Außerdem musst du auch mit deinem Arbeitsgeber darüber sprechen, denn nicht selten gibt es eine Klausel im Arbeitsvertrag, dass er dich fristlos kündigen darf, wenn du noch eine weitere Tätigkeit ausübst, ohne vorher Rücksprache mit ihm zu halten.

Aber das ist – zumindest in Österreich – nochmal etwas komplexer. Einerseits hat der Arbeitgeber das gute Recht, dir zu untersagen, dass du für die Konkurrenz tätig wirst oder selbst zur direkten Konkurrenz wirst, andererseits darf er dir keine Steine in den Weg legen, wenn du dich beruflich weiterentwickeln möchtest. Halte im Zweifelsfall also Rücksprache mit der Arbeiterkammer, wenn dein Arbeitgeber etwas dagegen hat, dass du dich selbständig machst!

Wann bleibt man in Deutschland steuerfrei?

Du bleibst steuerfrei, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind:

  • Deine insgesamten jährlichen Einnahmen (aus selbständiger und nichtselbständiger Arbeit) betragen maximal 17.500 Euro.
  • Wenn du nicht mehr als 410 € Gewinn im Jahr auf selbständiger Basis erzielst.

Allerdings gibt es auch den Betrag von 720 € pro Jahr, der steuerfrei bleibt, wenn die Tätigkeit einen künstlerischen Charakter hat. Kommen aber Produkttests, Buchblogger und andere Advertorials ins Spiel, hat sich die Sache dann schon wieder für dich erledigt. Dann wird dein Blog nämlich zur Werbeplattform und das hat dann auch schon nichts weiter mit Freiberuflichkeit zu tun. Selbiges gilt im Übrigen für Linkbuilding und das Einbauen von Affiliate Links.

Wann gilt man als Blogger als Freiberufler?

Wenn du Blogartikel für andere Webseiten(betreiber) gegen Entgelt schreibst, handelt es sich um eine publizistische Freiberuflichkeit. Einnahmen hiervon müssen nicht versteuert werden, wenn die genannten Punkte erfüllt werden.

Dann trifft auf dich auch der Umstand zu, dass du bis zu 720 € Gewinn pro Jahr erwirtschaften darfst, ohne diesen versteuern zu müssen.

Produkttestblogger, Buchblogger, Affiliates usw. sind demnach keine Freiberufler, sondern Gewerbetreibende. Es wird daher im Übrigen auch ein Gewerbeschein benötigt – in Österreich wie auch in Deutschland.

Lies zu diesem Thema auch: Gewerbeanmeldung als Blogger

Und wann bleibt man in Österreich steuerfrei?

In Österreich musst du folgende Bedingungen erfüllen, um steuerfrei zu bleiben:

  • Deine insgesamten jährlichen Einnahmen (aus selbständiger und nichtselbständiger Arbeit) betragen maximal 12.000 Euro.
  • Wenn du nicht mehr als 730 € Gewinn im Jahr auf selbständiger Basis erzielst.

Hier macht es übrigens keinen Unterschied, ob die 730 € aus freiberuflicher oder anderweitig gewerblicher Tätigkeit stammen würden.

Warum ist das für Buchrezensionen und Produkttests überhaupt wichtig?

Nachdem wir uns den Grundlagen gewidmet haben, um die Thematik an sich zu verstehen, können wir uns nun auch wieder der Eingangsfrage widmen.

Buchrezensionen und Produkttests haben in der Regel eine Sache gemeinsam: Du bekommst gratis Produkte, die du im Anschluss an deinen Blogartikel behalten darfst.

Nun besteht in Deutschland eine Freigrenze von 10 €. In Österreich gilt aber jedes Produkt sofort als Einnahme. Zu rechnen ist hier stets mit dem Produktwert, also dem Wert, zu dem das Produkt von deinem Kooperationsunternehmen regulär verkauft wird.

Bist du nun Buchblogger und schreibst du im Monat 4 Rezensionen über Bücher, die sagen wir mal jeweils 10 € kosten, kommst du auf 480 € im Jahr. Damit hast du in Deutschland die Freibetragsgrenze bereits überschritten. (Und machen wir uns nichts vor, Bücher kosten schnell mal mehr als 10 €!) Natürlich nur, wenn du keine Ausgaben zum Gegenrechnen hast, aber es geht hier auch gerade nur ums Beispiel.

Bei anderen Produkttests wird es noch etwas kniffliger, weil es da dann meist um Kosmetik, Taschen, Kochboxen, und und und geht. Mit anderen Worten also schnell mal um Dinge, die wesentlich mehr als 10 € kosten.

An der Stelle dürfte dir nun auch klar werden, warum es eben absolut absurd ist, dich auf kostenlose Produkttests einzulassen.

Für dich wirkt es vielleicht absolut paradox, dass du dafür Steuern bezahlen sollst, aber es ist eine einfache Rechnung. Du erbringst eine Leistung (Werbung) für eine Gegenleistung (kostenloses Produkt). Eigentlich ist also nicht der Gesetzgeber der – tschuldige, dass ich das jetzt mal so direkt sage – Blöde, sondern der Influencer, der sich auf die Weise von Unternehmen ausnutzen lässt.

In Kürze zusammengefasst: Deutschland

  • Beträgt dein insgesamtes jährliches Einkommen weniger als 17.500 €?
    • Wenn ja: Gehe die nächsten Fragen durch.
    • Wenn nein: Du bist nicht steuerfrei.
  • Nimmst du weniger als 410 € im Jahr als Blogger oder Influencer ein?
    • Wenn ja: Du bist steuerfrei.
    • Wenn nein: Beträgt dein jährlicher Gewinn weniger als 410 €, wenn du alle Geschäftsausgaben abziehst?
      • Wenn ja: Du bist steuerfrei.
      • Wenn nein: Du bist nicht steuerfrei.

In Kürze zusammengefasst: Österreich

  • Beträgt dein insgesamtes jährliches Einkommen weniger als 12.000 €?
    • Wenn ja: Gehe die nächsten Fragen durch.
    • Wenn nein: Du bist nicht steuerfrei.
  • Nimmst du weniger als 730 € im Jahr als Blogger oder Influencer ein?
    • Wenn ja: Du bist steuerfrei.
    • Wenn nein: Beträgt dein jährlicher Gewinn weniger als 730 €, wenn du alle Geschäftsausgaben abziehst?
      • Wenn ja: Du bist steuerfrei.
      • Wenn nein: Du bist nicht steuerfrei.

Wann lohnt es sich, Produkttests und Buchrezensionen zu machen?

Willst du tatsächlich nur die kostenlosen Produkte und ansonsten keinen Zuverdienst als Blogger haben, musst du darauf achten, nicht über diese Grenzen zu kommen. Du kannst verschiedene Tricks anwenden, um diese Form der Einnahmen möglichst gering zu halten. Etwa, indem du als Buchblogger ausschließlich ebooks rezensierst, anstelle von Taschenbüchern. Damit fällt der durchschnittliche Preis schonmal von 10 € auf 3 €. In Deutschland ist das besonders nützlich, da du hier dann unter die 10-Euro-Grenze gelangst, unter der ein Produktwert gar nicht erst als Einnahme zu werten ist.

Aber dieser Fall trifft wirklich nur selten zu. In der Regel will ein Blogger mit seiner Seite wirklich Geld verdienen und nutzt Produkttests etwa nur als Sprungbrett. Außerdem würdest du dir damit eine Menge Bürokratie und Gebühren durch Gewerbeanmeldung etc. aufhalsen, die sich bei ein paar gratis Produkten auf Dauer gar nicht lohnen kann. Immerhin weißt du nicht, wie oft du dann wirklich was bekommst, wenn du die genannten Grenzen bloß nicht überschreiten darfst.

Damit es sich für dich also lohnt, musst du von Anfang an ein Honorar dafür verlangen. Buchblogger können das nur schwer umsetzen, denen bleibt tatsächlich nur übrig, von Beginn an in den sauren Apfel zu beißen und ziemlich viel Bürokratie für wenig Gewinn zu haben, während sie sich durch die Rezensionen eine eifrige Leserschaft aufbauen, durch die sich später mehr verdienen lässt. Denn nochmal: Buchblogger sind Gewerbetreibende, weil ihre Plattform eine Werbeplattform ist. Egal, ob sie das mithilfe von WordPress, Instagram oder sonst was tun.

Da du als Profiblogger und Influencer ziemlich schnell mit ziemlich hohen Zahlungen konfrontiert wirst (Steuern, Versicherungen, Gewerbegebühren usw.), kannst du natürlich noch darauf setzen, deinen Blog oder Social Media zunächst ohne Einnahmen zu betreiben, um so gleich eine große Leserschaft aufzuweisen und damit den Preis für Kooperationen in die Höhe zu treiben. Wie realistisch das in deinem Fall am Ende ist, kannst natürlich nur du selbst wissen.