Gendern und Google – wie lässt sich das mit Suchmaschinenoptimierung vereinbaren?

Um gleich mal die Frage aus dem Titel aufzugreifen: Aktuell noch gar nicht.

Zum aktuellen Zeitpunkt ist weder Google noch eine andere Suchmaschine darauf ausgelegt, die gegenderte Schreibweise mit Doppelpunkt oder Sternchen zu erkennen und entsprechend einzusortieren. Wer beispielsweise nach “Blogger” sucht, erhält andere Suchergebnisse als “Bloggerin” – und wer Begriffe in gegenderter Form nutzt, muss sich davon verabschieden, mit seiner Seite dafür so ranken zu können, wie er es mit dem Gendern überhaupt erst bezweckt.

Ich erkläre dir das im Nachfolgenden näher, dazu bleiben wir beim Begriff des Bloggers.

Der Google Algorithmus ist aktuell so aufgebaut, dass er Begriffe anhand ihres Kontext zuordnen kann. Oder zumindest ist dies das langfristige Ziel. Nach wie vor wird daran gefeilgt, andere Suchmaschinen ziehen wie üblich nach.

Das bedeutet, dass Synonyme richtig zugeordnet werden müssten, wer nach “Bloggerjobs” googlet, erhält auch Suchergebnisse über “Textaufträge” oder “Jobs für Texter”, weil es oftmals auf dasselbe hinausläuft.

Gendern hat für Google aber aktuell noch keine große Relevanz, so hat es John Müller im Zuge des Search Central Webmaster Hangouts am 10. Juni 2021 bekanntgegeben.

Man wartet aktuell noch darauf, welche Variante sich im Netz großflächig durchsetzen wird. Und auf die wird man dann setzen.

Bis dahin können Begriffe mit hoher Wahrscheinlichkeit nur bis zum Sonderzeichen zugeordnet werden, genau wurde darauf aber nicht eingegangen.

Bedeutet in weiterer Folge:

SchreibweiseInklusivitätRanking
Bloggermm
Bloggerinww
BloggerInm, ww
Blogger/inm, wm, d
Blogger und Bloggerinm, wm, w
Blogger:inm, w, dm, d
Blogger_inm, w, dw, d
Blogger*inm, w, dm, d

Es gibt bislang noch keine Schreibweise, die gleichzeitig inklusiv für jedes Geschlecht ist und für jede andere Schreibweise ranken kann. Es erfolgt also keine Zuordnung als Synonym, was die effektive Suchmaschinenoptimierung mit gegenderter Schreibweise bis dato unmöglich macht.

Da es im SEO nun darauf ankommt, dass man gefunden wird, ist das Gendern auf der Webseite zwar eine nette Geste, aber aus marketingtechnischer Sicht nur dann realisierbar, wenn eine treue Community besteht, die hauptsächlich direkt oder durch Social Media auf die Seite gelangt. Wer noch von organischem Traffic durch Suchmaschinen angewiesen ist, muss über kurz oder lang entweder auf das Gendern verzichten oder sich für eine einzige Schreibweise entscheiden.

Alternative ungegenderte Begriffe

Eine Alternative stellen ungegenderte Begriffe dar, wie sie das Genderwörterbuch praktisch auflistet. Im Fall des Bloggers wäre das die “bloggende Person”, was von Google soweit noch problemlos als Synonym zugeordnet werden müsste.

Aktuell hat sich dieser Begriff aber noch so wenig unter Bloggern etabliert, dass man dazu ausschließlich Suchergebnisse über das Gendern erhält. Was wiederum die zweite Barriere im Gendern darstellt.

In anderen Bereichen könnte sich das aber durchaus lohnen. Eine entsprechende (Keyword-)Recherche musst du natürlich selbst durchführen.

Google erkennt Gendern mit Sonderzeichen aktuell als Rechtschreibfehler

Das geht aus den Quality Guidelines hervor, die Google zur Verfügung stellt.

Ein Tippfehler hier und da wird dabei kein Problem darstellen. Anders verhält es sich dann aber mit Seiten, die häufig Personengruppen ansprechen und dabei immerzu Unterstriche, Sternchen oder Doppelpunkte nutzen – an Stellen, an die sie rein nach geltender Rechtschreibung nicht hingehören. Solche Seiten werden also über kurz oder lang schlechter ranken als der Mitbewerb.

Ausnahmen bestätigen in dem Fall nur dann die Regel, wenn alle anderen Faktoren überwiegen. Würde nun eine täglich tausendfach besuchte Onlinezeitung zu gendern beginnen, hätte das eine geringere Auswirkung auf die Rankings als bei einer kleinen Webseite, die gegen hunderte Mitbewerbsseiten ankämpfen muss und noch ganz am Anfang steht. Eben, weil auf SEO noch einige Faktoren zusätzlichen Einfluss nehmen. Die hat aber eine so große Webseite bereits im Sack.

Gemeint sind dabei Social Signals, Wiederkehrende Besucher, Verweildauer, Relevanz, Snippets in Google News und ähnliches.

Es kommt dabei leider auch nicht auf die ursprüngliche Intention an, wie gerne mal empfohlen wird. Anhand der Argumentation einiger Berater im Web wäre es zum Beispiel möglich, für “Mit einem Blog Geld verdienen” zu ranken, wenn man im Text gendert. Das stimmt so aber nicht – eben wegen der Sache mit den Rechtschreibfehlern.

Man würde langfristig für die oben genannte Form (männlich, weiblich, divers) ranken, aber eben mehr schlecht als recht. In die Top 10 Ergebnisse wird man damit nicht in jedem Fall kommen. Und schon keinesfalls so verlässlich, als wenn man auf die gegenderte Schreibweise verzichtet.

Zuerst muss Google eine Schreibweise vorgeben, erst dann lässt sich mit dieser Richtungsweisung arbeiten. Entweder das, oder man findet dort zuvor noch einen Weg, die einzelnen Schreibweisen besser in die Rankings zu inkludieren.